Sonnenstein
„Auf der Höhe des Sonnensteins stand in grauer Vorzeit eine stattliche Feste, welche die weite Umgegend beherrschte. In ihr hauste ein mächtiges Riesengeschlecht. In dem letzten dieses Stammes schien sich die urwüchsige Kraft und der frevelhafte Sinn des gewaltigen Geschlechts noch einmal gesammelt zu haben. Er war ein Vorzüglicher Schütze und handhabte seinen Bogen mit großer Meisterschaft. Schon wiederholt hatte er sich als Ziel seiner Schießkunst unten im Tal weidende Pferde und Rinder ausgesucht, so daß die umliegenden Bewohner seine Treffsicherheit verwünschten.
Einstmals – es war vor dem Tage der Sommersonnenwende – stand der Riese nach einem tollen Gelage mit seinen Kumpanen auf der Zinne des hochragenden Turmes seiner Feste. Den Bogen hatte er in der Hand. Da fiel sein Auge auf den in einer Senke des Ohmgebirges befindlichen heiligen Hain, in dem die dem Kulte Wodans geweihten Rosse weideten.
Eben betrat der graugelockte Oberpriester die heilige Stätte, um das Füllen zu bezeichnen, das am andern Morgen bei der Feier der Sommersonnenwende dem Auge Wodans, der Sonne, geopfert werden sollte. Der Oberpriester hing dem weißen Füllen einen Mistelkranz um den Hals. Im selben Augenblick erhob der Riese seinen Bogen: er wollte das Opferfüllen erschießen. Seine Kumpane wollten ihn zurückhalten, aber da schnellte auch schon der mächtige Pfeil durch die Luft, und das ausgesuchte Opfertier wälzte sich am Boden.
Entsetzt schaute der Priester empor und erblickte oben auf der Feste den Übeltäter. Mit von Groll erregter, weithin schallender Stimme verfluchte er den verwegenen Schützen und seine Burg. Schon in der folgenden Nacht sollte der Fluch in Erfüllung gehen. Um Mitternacht erhob sich ein donnerähnliches Krachen und Poltern, und als der Tag graute, lag die Riesenfeste zertrümmert am Fuße des Sonnensteins. Der Riese aber hing tot an einem Felsenvorsprung. Die vermessene Tat an dem geheiligten Tier Wodans war gerächt.“
Nach R. Linge: „Der Hahn auf dem Kirchturm“
Urbanschanze
Die Sage erzählt von einem Räuber, dem „bösen Urban“, der vor Jahrhunderten in dem undurchdringlichen Gestrüpp des Sonnensteins hauste.
Auf seinen Raubzügen ritt er einen Rapphengst, der schnell war wie der Wind. In der Felsenhöhle fand das Pferd einen natürlichen Stall. Häscher fahndeten nach dem Räuber. Durch List und Schlauheit jedoch wußte er seine Verfolger stets zu täuschen. In der Kunst des Hufschlagens nämlich war er Meister. Er schlug seinem Hengst die Eisen verkehrt auf und zwar in so geschickter Weise, daß es dem Pferd in der Schnelligkeit des Laufens nicht den geringsten Abbruch tat. Lag der Räuber in seinem Versteck, so zeigten die Pferdespuren das Gegenteil an.
Jahrelang ging alles gut. Zuletzt wurde der Räuber sorglos und ließ ab von seiner List. Er wurde in seinem Versteck überrascht, gebunden und der strafenden Gerechtigkeit überliefert. – Die Urbenschanze führt im Munde des Volkes auch den Namen „Pferdestall“
Nach R. Linge: „Der Hahn auf dem Kirchturm“
Brauner Bühl I
Eines Tages kam ein Riese vom Osten und wollte weiter zum Rhein. Am Morgen war aus dem sandigen Brandenburg losmarschiert. Abends war er an der Porta Eichsfeldia. Überwältigt von dem Anblick, der sich ihm hier bot, setzte er sich nieder und schlief ein. Als er am nächsten Tag weitermarschieren wollte, merkte er, dass er immer noch brandenburgischen Sand im Stiefel hatte. Also zog er ihn aus und schüttete ihn aus. So entstand der Riesenhügel.
Brauner Bühl II
Großsaubermachen im Himmel. Als alles zusammen gekehrt wurde, wusste man nicht wohin mit all dem Dreck. Also sagte der Heilige Petrus: Macht die Wolken auf und schüttet es runter auf die Erde. So geschah es auch. Das Himmelloch war gerade über der Porta Eichsfeldia und der Dreck fiel runter und bildete den Himmelsberg.